„Stell dir vor, du kannst mit fallenden Kursen Geld verdienen.“
Klang geil. Ich hatte schon ein paar Verluste mit Calls kassiert und dachte: Vielleicht ist es Zeit, das Spiel umzudrehen. Also hab ich mich an meinen ersten Short Trade gewagt. Das Ziel: Nikola Corporation (NKLA) – der Hype war vorbei, die Zahlen mies, Reddit war still.
Perfekte Voraussetzungen, oder? Dachte ich auch. Was dann passierte, war ein echter Crashkurs in Margin Calls, psychologischem Stress und warum man nie gegen einen Elon-Meme-Konter tweeten sollte 🙃
Was heißt eigentlich „shorten“?
Kurz erklärt: Wenn du eine Aktie „shortest“, leihst du sie dir vom Broker und verkaufst sie sofort. In der Hoffnung, dass der Kurs fällt – damit du sie später günstiger zurückkaufen kannst. Die Differenz ist dein Gewinn.
Beispiel:
Du leihst dir 10 Aktien zu je 20 €, verkaufst sie = 200 €.
Dann fällt die Aktie auf 15 €. Du kaufst zurück = 150 €.
Du machst 50 € Gewinn.
Klingt easy – aber wenn die Aktie steigt, musst du sie teurer zurückkaufen. Und das kann brutal teuer werden, weil der Verlust unbegrenzt ist. Theoretisch.
Der Plan: NKLA shorten bei 18 $ – und abkassieren
Ich hatte alles durchgerechnet. Das Unternehmen hatte keine echten Produkte, CEO weg, Zahlen mies. Ich dachte: Die fällt locker auf 10 $. Ich hab also über Interactive Brokers 100 Stück leerverkauft bei 18 $.
Was ich nicht bedacht hatte:
- Der Short-Zins (ja, du zahlst dafür!)
- Den potenziellen Short Squeeze
- Und dass ein einziger Tweet den Kurs in die Luft jagen kann
Der Tweet, der alles zerstörte
Drei Tage später: NKLA kündigt eine strategische „Partnerschaft“ mit GM an. Kurs ballert auf 29 $ – innerhalb von Minuten.
Ich? Komplett schockiert. Und dann kam der Margin Call.
Mein Broker wollte mehr Sicherheit – ich hatte aber fast mein ganzes Kapital in den Short gesteckt (ja, blöd). Ich musste nachschießen oder die Position würde automatisch glattgestellt. Ich hatte keine Wahl – hab bei 28 $ mit fast -1.000 $ geschlossen.
Mein erster Short-Trade = Komplettes Desaster.
Was ich gelernt hab (auf die harte Tour)
- Shorten ist kein Zocken – es ist Hochrisiko Du kämpfst gegen natürliche Kursanstiege, News, Hype – und gegen Margin Calls.
- Timing ist alles Selbst wenn du recht hast: Wenn die News vorher kommt, bist du raus.
- Begrenz dein Risiko Ich hatte keinen Stop gesetzt. Niemals wieder. Heute nutze ich Hard-Stops und rechne vorher durch, wie viel ich verlieren darf.
- Short Squeeze? Immer einkalkulieren Viele denken: „Wird schon nicht passieren.“ Doch – genau dann passiert’s.
Wie ich heute shorte (wenn überhaupt)
Ich shorte heute nur noch mit Optionen – also über Put-Optionen oder Bear Spreads. Damit kann ich mein Risiko begrenzen und verliere maximal die eingesetzte Prämie. Klingt weniger wild, ist aber deutlich smarter.
Wenn ich wirklich Aktien leerverkaufe, dann:
- Nur mit kleiner Positionsgröße
- Mit engem Stop
- Und nach einer Bestätigung im Chart (z. B. Break unter Support)
Ich hab auch gelernt: Oft ist es besser, einfach keinen Trade zu machen, als einen schlechten.
Shortselling ist wie Fallschirmspringen – geil, aber nicht ohne Training
Mein erstes Mal war ein Desaster. Aber es hat mich geerdet. Heute weiß ich: Wer shortet, muss vorbereitet sein – technisch, mental, finanziell. Es kann schnell gut gehen. Aber noch schneller richtig böse enden.
Wenn du shorten willst, fang klein an. Lerne aus meinen Fehlern. Und lies immer zweimal, bevor du einen „YOLO Short“ auf Reddit likest 😂
Bis zum nächsten Mal – dann zeig ich dir, wie ich mit Bear Call Spreads ruhig schlafen kann, selbst wenn der Markt nervös wird.
Stay safe – und denk dran: Verluste sind nur dann Fehler, wenn du nix draus lernst.
Dein Alex 🔻📉🧯
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