Ich geb’s zu:
Ich mag das Gefühl, wenn ein Trade durch die Decke geht.
Wenn ich früher ein Plus von +12 % gesehen hab, dachte ich: Geil, da geht noch mehr! Warum rausgehen?
Ein paar Minuten später: +8 %, dann +4 %, dann –1 %.
Und ich saß da wie ein begossener Hund.
Was war passiert?
Ich war nicht dumm. Ich war gierig.
Und das ist gefährlicher, als man denkt – weil Gier sich oft wie Motivation anfühlt.
Gier tarnt sich als Ehrgeiz
Gier kommt nicht rein und sagt: „Hey, ich mach dich gleich fertig.“
Gier sagt:
„Du hast’s verdient.“
„Hol dir, was dir zusteht.“
„Andere machen das auch.“
„Du hast doch so lange gewartet – jetzt nicht raus!“
Und ehe du dich versiehst, bist du in einem Trade gefangen, den du eigentlich längst schließen wolltest.
Mein Turning Point: Die +300 %, die ich nicht realisiert habe
Im Frühjahr 2021 hatte ich eine Option auf AMC.
Ich war früh drin.
Sie lief von 0,90 $ auf über 4,50 $. Ich war im Himmel.
Ich dachte: Wenn sie auf 6 geht, bin ich raus.
Sie ging auf 5,90 $.
Ich wartete.
Sie fiel auf 4,30 $.
Ich sagte mir: Wird wiederkommen.
Sie fiel auf 2,70 $.
Ich stieg aus.
Ich hatte immer noch Gewinn.
Aber der Schmerz, den ich spürte, war größer als bei einem Verlust.
Warum Gier oft schlimmer ist als Angst
Angst lässt dich zu früh rausgehen.
Gier lässt dich zu lange drinbleiben.
Beides sind Reaktionen auf etwas, das wir nicht mögen:
😨 Angst = Verlust vermeiden
😈 Gier = Gewinn nicht loslassen
Aber die Gier ist perfider.
Weil sie sich wie Stärke anfühlt.
Dabei ist sie nur Kontrollverlust im Mantel des Erfolgs.
Meine Tools gegen Gier – und wie ich sie jeden Tag anwende
Ich hab lange gebraucht, aber heute hab ich 4 einfache, aber mächtige Methoden:
1. Gewinnziel vorher festlegen (und aufschreiben!)
Nicht nach Gefühl, sondern:
„Ich nehme bei +15 % die Hälfte raus. Rest bei +25 %.“
Wenn ich’s nicht aufgeschrieben hab → kein Plan → keine Disziplin.
2. Teilverkäufe als Pflicht
Ich mache immer einen Teilverkauf beim ersten Ziel.
Egal, wie bullisch es aussieht.
Es gibt keine Ausrede.
3. Laut denken – oder laut sprechen
Ich sage mir beim Trade:
„Ich bin jetzt gierig. Das fühlt sich geil an. Aber ist nicht mein Ziel.“
Sich selbst zu hören, ist wie ein Weckruf.
4. Post-Trade-Review mit Gier-Skala
Ich bewerte jeden Trade auf einer Skala von 1–10:
- 1 = Ich hab rational entschieden
- 10 = Ich war komplett gierig
Wenn ich 3 Trades über 8 habe → Tradingpause.
Sofort.
Gier ist kein Fehler – sie ist ein Warnsignal
Ich will ehrlich sein:
Ich werde nie gierfrei sein.
Und das ist okay.
Gier ist menschlich.
Aber wenn ich lerne, sie zu erkennen, zu akzeptieren und zu kanalisieren, dann wird sie vom Feind zum Lehrer.
Denn:
👉 Wer seine Gier kennt, verliert weniger.
👉 Wer sie kontrolliert, gewinnt öfter.
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