06:45 Uhr – Der Wecker klingelt.
Ich öffne die Augen, greife reflexartig zum Handy – nicht um Nachrichten zu lesen, sondern um zu checken, ob meine Overnight-Position noch lebt.
Spoiler: tut sie nicht. Der Kurs ist gefallen, mein Konto schreit nach Mitleid, und ich frage mich, warum ich das immer wieder tue.
Ich trinke Kaffee. Ohne Milch, ohne Zucker – aber mit Tränen.
07:30 Uhr – Reddit-Scrollen.
WallStreetBets öffnet.
Erster Post: „YOLOd my rent money into NVDA calls.“
Zweiter Post: „Lost 40k, still buying the dip.“
Ich nicke zustimmend. Ich fühle mich verstanden.
Dann sehe ich ein Meme: ein Affe mit Rakete, daneben „Apes together strong“.
Ich lache. Kurz. Dann kaufe ich dieselbe Aktie. Natürlich.
09:30 Uhr – Opening Bell.
Die Börse öffnet.
Mein Herzschlag synchronisiert sich mit dem Ticker.
Die Kurse springen. Ich auch – zwischen Euphorie und Verzweiflung.
Ich schwöre mir, diesmal rational zu bleiben. Keine Panik. Keine Emotionen.
Fünf Minuten später: Ich verkaufe im Minus, kaufe was Neues im Plus. YOLO.
11:15 Uhr – Das Mittagstief.
Ich sehe mein Depot. Rot. Überall rot.
Ich überlege kurz, einfach rauszugehen, Sonne, frische Luft, normales Leben.
Dann fällt mir ein: Ich habe keine Sonne, keine frische Luft, kein normales Leben. Ich habe Optionen.
Ich öffne wieder Reddit. Einer schreibt: „Down 80 %, still diamond hands.“
Ich atme tief durch. Ich bin nicht allein.
15:55 Uhr – Kurz vor Börsenschluss.
Meine Calls leben wieder. Grün. Endlich grün!
Ich bin euphorisch. Ich höre Musik. Ich bin der König der Welt.
Dann – Bämm! – Nachbörse. Kurs fällt. Wieder rot.
Ich lache hysterisch. Ich trinke noch einen Kaffee. Diesmal schwarz wie mein Depot.
22:00 Uhr – Gute Nacht, du schönes Chaos.
Ich schreibe in mein digitales Tagebuch:
„Heute wieder alles verloren. Morgen neuer Versuch. Vielleicht klappt’s ja diesmal. Oder auch nicht. YOLO.“
Ich schlafe mit offenen Charts auf dem zweiten Bildschirm ein.
In meinem Traum fliege ich zum Mond.
Und wache auf – bei –20 %.
WallStreetBets ist keine Strategie. Es ist ein Lebensgefühl.
Zwischen Gier, Panik und purem Irrsinn pendeln wir wie ein Aktienkurs an einem Freitagabend.
Und trotzdem: Ich liebe es.
Denn wo sonst kann man gleichzeitig alles verlieren – und trotzdem lauter lachen als jeder Banker an der Wall Street?
To the Moon. Oder zum Dispo. Je nachdem, was zuerst kommt. 🦍
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