Mein Leben als Business Angel (für 1.000 €): Warum ich Companisto wage, wenn ETFs mir zu langweilig sind

3. Dezember 2025 · Tyler

Sind wir doch mal ehrlich: Jeder von uns, der selbstständig ist, hat diesen kleinen Traum im Hinterkopf. Wir sitzen abends auf der Couch, schauen „Die Höhle der Löwen“ und denken uns bei jedem zweiten Pitch: „Mensch, da würde ich jetzt einsteigen! Das Ding geht durch die Decke!“ Doch am nächsten Morgen holt uns die Realität wieder ein. Wir sind keine Multi-Millionäre wie Carsten Maschmeyer oder Nico Rosberg. Wir haben keine 200.000 Euro Spielgeld für einen einzigen Deal rumliegen. Also schieben wir unser Geld brav wieder in den MSCI World ETF, freuen uns über solide 7 Prozent Rendite und gähnen dabei vor Langeweile. Aber was wäre, wenn ich euch sage, dass die Eintrittskarte in die Welt der Risikokapitalgeber gar nicht so teuer ist, wie ihr denkt?

Genau das habe ich mich vor ein paar Monaten auch gefragt. Ich wollte weg vom reinen passiven Zuschauen an der Börse. Ich wollte Teil einer Unternehmergeschichte sein, ohne gleich meine eigene Firma dafür aufs Spiel zu setzen. Meine Recherche führte mich zu Companisto. Anders als bei Kickstarter, wo man Geld für ein cooles Gadget vorschießt, gehört einem hier am Ende tatsächlich ein (winziges) Stück der Firma. Man wird zum Gesellschafter. Das klang für mich nach genau dem Nervenkitzel, den ich gesucht habe. Ich habe also 1.000 Euro in die Hand genommen – Geld, dessen totalen Verlust ich verschmerzen könnte – und bin unter die Investoren gegangen.

Der Unterschied zwischen „Spenden“ und „Investieren“

Es ist wichtig, diesen Unterschied zu verstehen, bevor man blindlings Geld überweist. Auf Plattformen wie Startnext kaufe ich ein Produkt. Auf Companisto kaufe ich eine Wette auf die Zukunft. Das rechtliche Konstrukt dahinter ist meistens ein sogenanntes Nachrangdarlehen oder Genussrecht, was faktisch bedeutet: Ich werde am Gewinn beteiligt und, was noch viel wichtiger ist, am Exit-Erlös. Wenn das Startup in fünf Jahren von Google oder SAP für Millionen aufgekauft wird, klingelt bei mir die Kasse. Wenn das Startup pleitegeht (und das passiert statistisch gesehen oft), ist mein Geld komplett weg. Es gibt hier keine Einlagensicherung und keinen doppelten Boden. Es ist reines Risikokapital.

Der Prozess auf Companisto hat mich überrascht, weil er sich so gar nicht nach verstaubtem Bankgeschäft anfühlt. Man registriert sich, legitimiert sich kurz digital und hat dann Zugriff auf die aktuellen Finanzierungsrunden. Was mir besonders gefallen hat, ist die Tiefe der Informationen. Man bekommt nicht nur ein hübsches Werbevideo serviert, sondern echte Pitch Decks, Finanzpläne und oft auch vertrauliche Kennzahlen, die man sonst nur als Großinvestor zu Gesicht bekommt. Ich habe mich stundenlang durch die Unterlagen eines Food-Startups gewühlt, das eine vegane Käse-Alternative entwickelt hat. Ich habe mir die Margen angesehen, die Vertriebskanäle geprüft und die Vita der Gründer gegoogelt. Zum ersten Mal fühlte ich mich nicht wie ein dummer Kleinanleger, sondern wie ein echter Business Angel, der eine Due Diligence durchführt.

Mein erstes Investment: Die Entscheidung und das Gefühl danach

Am Ende habe ich mich entschieden zu investieren. Nicht in den Käse, sondern in ein Software-Startup, das KI-basierte Logistiklösungen anbietet. Warum? Weil das Geschäftsmodell skalierbar ist und ich die Gründer im Investoren-Call extrem kompetent fand. Ja, man kann den Gründern dort tatsächlich Fragen stellen. Ich habe meine 1.000 Euro überwiesen und war offiziell „im Cap Table“ (so nennen die Profis die Gesellschafterliste).

Das Spannendste an der ganzen Sache ist aber gar nicht der Investitionsmoment selbst, sondern das, was danach passiert. Als Aktionär bei Siemens kriege ich einmal im Jahr eine Einladung zur Hauptversammlung, die ich ungelesen wegwerfe. Als Companisto bei meinem Startup bekomme ich quartalsweise detaillierte Reports. Die Gründer schreiben Mails: „Hey, wir haben einen neuen Großkunden an Land gezogen!“ oder „Wir haben Probleme mit der Server-Architektur, kennt jemand aus dem Investoren-Kreis einen Experten?“. Man fiebert mit. Man ist Teil des Teams, auch wenn man nur am Spielfeldrand steht. Dieses Gefühl der Involvierung ist es, was Crowdinvesting für mich so attraktiv macht. Es ist emotionaler Kapitalismus.

Casino oder clevere Strategie?

Lohnt sich Companisto finanziell? Das kann ich euch heute noch nicht sagen. Startup-Investments sind extrem langfristig angelegt, oft über 5 bis 8 Jahre. Vielleicht sind meine 1.000 Euro in ein paar Jahren 10.000 Euro wert, vielleicht sind sie Null wert. Wer hier Geld anlegt, das er für die Miete braucht, handelt fahrlässig. Aber wer als Unternehmer ein bisschen Spielgeld übrig hat und verstehen will, wie Innovation finanziert wird, für den ist es eine großartige Schule.

Ich sehe es mittlerweile so: Mein ETF ist meine Altersvorsorge, das ist mein Brot und Butter. Companisto ist das scharfe Gewürz obendrauf. Es macht Spaß, es ist lehrreich und es verbindet mich mit anderen Gründern. Und wer weiß, vielleicht habe ich ja doch den richtigen Riecher gehabt und sitze auf dem nächsten Unicorn. Träumen darf man ja wohl noch, oder?

Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr Team „Sicherheit first“ oder habt ihr auch schon mal Geld in ein waghalsiges Projekt gesteckt?

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