Kennst du das?
Du gehst in einen sauberen Trade.
Setup stimmt. Entry passt.
Aber der Markt macht einfach nicht mit. Du wirst ausgestoppt. Zack – Minus.
Und dann kommt dieser Gedanke:
„Das hol ich mir zurück!“
„Ich steig gleich nochmal ein. Der Move muss doch kommen.“
Was folgt, ist kein Plan.
Sondern Rache.
Revenge Trading.
Und das ist einer der gefährlichsten Fehler, die ich früher gemacht hab.
Warum Revenge Trading so verlockend ist
Das Problem ist nicht der Verlust.
Das Problem ist das Verletzte Ego.
Verluste sind normal.
Aber wenn ich denke, dass mir der Markt „was schuldet“ – dann hab ich verloren.
Denn dann tradet nicht mein System, sondern mein Stolz.
Revenge Trading fühlt sich im Moment stark an.
Aber es basiert auf:
- impulsivem Verhalten
- Wunschdenken
- Regelbruch
- Kontrollverlust
Und das endet fast immer in einer Abwärtsspirale.
Mein Tiefpunkt: 5 Trades in 30 Minuten – alle rot
Ich erinnere mich an einen Tag im Februar 2023.
Erster Trade: Verlust.
Zweiter: Schnell reingesprungen – Verlust.
Dritter: Ohne Setup – Verlust.
Vierter: Zu große Position – Verlust.
Fünfter: Hoffnungstrade – letzter Stop-out.
Ich war wütend.
Nicht auf den Markt – sondern auf mich.
Ich hatte nicht nur Geld verloren. Ich hatte mich selbst verraten.
Kein einziger dieser Trades entsprach meinem Plan.
Ich hab einfach nur getradet, um zu traden.
Und das hat mich mehr gekostet als irgendein Verlust allein:
→ Mein Vertrauen in mich selbst.
Was ich seitdem geändert habe
Ich wusste: Wenn ich das nicht in den Griff kriege, wird Trading nie funktionieren.
Also hab ich ein ganz konkretes Anti-Revenge-Protokoll entwickelt.
Nicht theoretisch – sondern praktisch.
Und das greift immer sofort, wenn ein Verlust kommt.
Mein 3-Stufen-Prozess gegen Revenge Trading
🛑 1. Sofortige Zwangspause
Sobald ich ausgestoppt werde, stelle ich mir diese zwei Fragen:
- War der Trade nach Plan?
- War das Ergebnis trotzdem negativ?
Wenn ja → Stoppen. Timer auf 15 Minuten. Hände weg.
Wenn nein → doppelt stoppen. Dann war’s eh Ego.
Ich öffne sofort die Uhr-App am Handy, stelle 15 Minuten – und rühre nichts an.
Nicht mal Charts scannen. Einfach raus. Durchatmen.
🧠 2. Mini-Reflexion: „Warum will ich jetzt weitermachen?“
Ich schreibe einen Satz auf:
„Ich will jetzt nochmal traden, weil…“
Wenn die Antwort lautet:
- „Ich will’s zurückholen.“
- „Ich fühl mich mies.“
- „Ich kann das jetzt nicht so stehen lassen.“
Dann ist es Revenge Mode.
Nur wenn ich schreibe:
- „Das Setup ist da.“
- „Ich habe einen konkreten Plan.“
- „Ich würde es auch in einer neutralen Phase so machen.“
→ dann darf ich überhaupt neu evaluieren.
🧘 3. Atmen & Bewegung
Das klingt lächerlich, aber hilft brutal:
- 10 tiefe Atemzüge (4 Sekunden ein, 4 halten, 4 aus, 4 halten – Box Breathing)
- Aufstehen. Dehnen. 3 Minuten rausgehen oder ans Fenster.
Das bricht den Loop aus Frust, Scham und Adrenalin.
Erst danach: Re-Analyse des Charts.
Aber nur mit „Frühstücks-Mindset“.
Also: Wie würde ich den Markt lesen, wenn es 8 Uhr morgens wäre und ich noch keinen Trade gemacht hätte?
Seitdem? Kaum noch Rachetrades.
Ich sag’s ehrlich: Ich bin nicht perfekt.
Aber ich hab das Revenge-Verhalten um 90 % reduziert.
Und wenn’s doch mal passiert, ist es maximal ein kleiner Verlust.
Nicht mehr diese Katastrophentage mit 5 Trades, 0 Plan und 100 % Frust.
Revenge Trading killt mehr Accounts als schlechte Setups
Nicht der Markt ist der Feind – dein Ego ist es.
Und wenn du das erkennst, kannst du es nutzen.
Ich trade heute besser, weil ich:
- mich selbst besser lese
- Pausen einbaue
- bewusst NEIN sage
- Verlust als Teil vom Game akzeptiere
Ich bin nicht emotionslos.
Ich bin einfach besser im Entscheiden trotz Emotionen.
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