Zwischen Rausch und Realität – wenn Trading zur Sucht wird

29. Oktober 2025 · Tyler

Es gibt Nächte, da sitze ich vor dem Bildschirm und starre auf die grünen und roten Linien, als könnten sie mir Antworten geben.
Das leise Ticken des Sekundenzeigers klingt wie das Atmen des Marktes.
Und manchmal frage ich mich: Wann ist aus Faszination eigentlich Abhängigkeit geworden?


Der leise Anfang

Am Anfang war es Neugier.
Ein kleiner Einsatz, ein Hauch von Risiko, ein bisschen Adrenalin.
Die ersten Gewinne schmeckten wie Zucker – süß, flüchtig, gefährlich.
Ich fühlte mich klug, stark, unbesiegbar.

Doch dann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr wegen des Geldes gehandelt habe, sondern wegen des Gefühls.
Dieses Kribbeln, wenn der Kurs springt.
Dieses Rauschen, wenn alles gleichzeitig zu fallen scheint.


Der Markt als Spiegel

Trading zeigt dir, wer du bist.
Ungeduld? Sie kostet dich Geld.
Gier? Sie lässt dich zu spät verkaufen.
Angst? Sie hält dich vom nächsten Gewinn ab.
Ich habe gelernt, dass der Markt kein Gegner ist.
Er ist ein Spiegel – brutal ehrlich, gnadenlos direkt.
Er zeigt dir nicht, wie die Kurse laufen, sondern wie du selbst funktionierst.


Der Punkt ohne Rückkehr

Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich auch dann Charts checke, wenn der Markt geschlossen ist.
Dass ich Kurse im Traum sehe.
Dass mein Tag nicht vom Wetter abhängt, sondern von der Farbe meines Depots.
Und das ist der Moment, in dem du weißt:
Du tradest nicht mehr.
Du suchst.


Zwischen Sucht und Selbsterkenntnis

Ich glaube, jeder Trader muss einmal durch diese Phase gehen – den Rausch, die Verzweiflung, den Absturz.
Weil man erst danach versteht, dass Trading kein Kampf gegen den Markt ist, sondern ein Kampf mit sich selbst.

Heute handle ich weniger.
Ich schaue mehr.
Ich atme tiefer.

Manchmal sitze ich einfach da, sehe die Kurse fließen und denke:
Vielleicht ist der wahre Gewinn nicht das, was auf dem Konto steht – sondern das, was man über sich selbst gelernt hat.


Das Flimmern bleibt

Trading ist ein Rausch.
Aber auch ein Lehrer.
Er nimmt dir alles, was du vorgibst zu wissen – und gibt dir dafür Einsicht, Geduld und Demut zurück.

Ich werde weiter handeln, ja.
Aber diesmal mit Bewusstsein.
Denn der Markt verzeiht keine Illusionen.
Und manchmal ist der schönste Moment im Trading der, in dem du einfach nichts tust. 🌙


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